Mehr Infos

Technische Parameter bei Wärmebildgeräten

Die folgenden genannten Werte (z. B. zu Auflösung, NETD, Objektivdurchmesser usw.) orientieren sich an aktuellen Standards im jagdlichen Praxiseinsatz. Natürlich gibt es auf dem Markt auch Geräte mit deutlich höheren Spezifikationen – etwa Wärmebildgeräte mit einer Sensorauflösung von 1280 × 1024 Pixel oder Spezialmodelle mit extremer Reichweite. Diese zählen jedoch in der Regel zur absoluten Oberklasse oder zu behördlichen bzw. industriellen Anwendungen und liegen außerhalb des üblichen jagdlichen Bedarfs.

Unsere Ausführungen richten sich bewusst an Jägerinnen und Jäger, die ein leistungsstarkes, aber praxisgerechtes Gerät suchen – und dabei ein gutes Verhältnis von Bildqualität, Handhabung und Preis im Blick behalten.

Hinweis: Frag bei deiner Ausbildungsstätte nach, ob die nachfolgenden Infos für dich prüfungsrelevant sind. Falls nicht, betrachte sie einfach als Tipps für den Kauf eines solchen Geräts.

1. Sensorauflösung

  • Was das ist: Die Anzahl der Bildpunkte, mit der das Gerät Wärmequellen darstellt.
  • Typische Werte: 160×120 (Einsteiger), 384×288 (Standard), 640×512 (High-End).
  • Worauf Du achten solltest: Je höher die Auflösung, desto schärfer das Bild. Besonders wichtig bei dem Ansprechen auf größere Distanzen oder in dichtem Bewuchs.
  • Empfehlung: Mindestens 384×288 Pixel, wenn Du jagdlich zuverlässig arbeiten willst.

2. NETD-Wert

  • Was das ist: NETD (Noise Equivalent Temperature Difference, auch als MK-Wert bezeichnet) gibt an, wie fein das Gerät Temperaturunterschiede erkennen kann.
  • Typische Werte: < 50 mK gut, < 40 mK sehr gut
  • Worauf Du achten solltest: Je niedriger der NETD-Wert, desto besser erkennt das Gerät Wild bei Regen, Nebel oder Morgendunst.
  • Empfehlung: NETD-Wert von ≤ 40 mK für zuverlässige Bildqualität bei jedem Wetter.

3. Objektivdurchmesser 

  • Was das ist: Der Objektivdurchmesser ist der reale Durchmesser der Eintrittspupille. Wenn du also die vordere Linse des Gerätes misst, erhältst du den Objektivdurchmesser. Das ist nichts anderes als bei den Zielfernrohren.
  • Typische Werte: 19 mm (für Pirsch), 35–50 mm (für Feldjagd).
  • Empfehlung: 35 mm als guter Allrounder für die Wald- und Feldjagd im Mischrevier, 50 mm für weite Strecken, z. B. im Gebirge, aber auch im Feld.

4. Bildfrequenz

  • Was das ist: Gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde angezeigt werden.
  • Typische Werte: 25 Hz (Einsteiger), 50 Hz (Standard).
  • Worauf Du achten solltest:
    Bei bewegtem Wild oder Schwenken des Geräts wirkt ein zu langsames Bild „ruckelig“.
  • Empfehlung: Mindestens 50 Hz, besonders bei der Pirsch.

5. Vergrößerung (optisch/digital)

  • Was das ist: Optische Vergrößerung ist real (z. B. durch Linsen), digitale Zooms vergrößern das Bild elektronisch.
  • Worauf Du achten solltest: Digitalzoom verschlechtert die Bildqualität schnell. Achte auf eine gute optische Grundvergrößerung. Typische Wärmebildgeräte haben eine optische Vergrößerung zwischen 1,5–3-fach und einen Digitalzoom zwischen 10–20-fach.
  • Empfehlung: Nicht nur auf hohen Zoom schielen – lieber gute Auflösung bei 2–3-facher optischer Vergrößerung.

    6. Sehfeld

    • Was das ist: Das Sehfeld gibt an, wie breit der Bereich ist, den du durch das Wärmebildgerät bei einer bestimmten Entfernung (meist 100 m) überblicken kannst.
    • Typische Werte: 7–25 Meter bei 100 m Entfernung, je nach Objektivdurchmesser und Vergrößerung.
    • Worauf Du achten solltest: Ein größeres Sehfeld bedeutet mehr Überblick – besonders hilfreich beim Pirschen, bei der Arbeit nach dem Schuss oder beim Absuchen von Feldern. Je höher die optische Vergrößerung oder je größer das Objektiv, desto kleiner wird das Sehfeld.
    • Empfehlung: Breites Sehfeld (ab 15 m bei 100 m) für Pirsch und Suche, engeres Sehfeld (unter 10 m bei 100 m) für detailgenaue Ansprache auf größere Distanz.

      7. Detektionsreichweite

      • Was das ist: Gibt an, bis zu welcher Entfernung das Gerät eine Wärmequelle überhaupt erkennen („detektieren“) kann – z. B. einen Wildkörper im Feld.
      • Typische Werte: 800–2.500 m je nach Sensor, Objektiv und Wetterbedingungen.
      • Worauf Du achten solltest: Eine hohe Detektionsreichweite ist beeindruckend – sagt aber wenig über die Praxistauglichkeit aus. Für die Jagd entscheidend ist die Identifikationsreichweite: Ab welcher Entfernung kannst Du das Wild korrekt ansprechen (z. B. Reh oder Fuchs, Bock oder Ricke)?
      • Die Identifikationsreichweite (auch „Ansprechentfernung“) wird von den Herstellern nicht immer angegeben, da sie praxisabhängig ist von:
        • Sensor- und Displayauflösung,
        • Wetterbedingungen (z. B. Nebel, Feuchtigkeit),
        • Bewegung des Wildes,
        • Erfahrung des Jägers im Ansprechen und
        • weiteren Parametern.
      • Grob kann man als Faustregel nehmen: Identifikationsreichweite ≈ 1/3 bis 1/4 der angegebenen Detektionsreichweite. Bei 2000 m Detektionsreichweite sind das also ca. 500-600 m Identifikationsreichweite.

      Abbildung: Beispieldiagramm, wie es uns beim Gerätekauf begegnen kann. Das Gerät hat ein Sehfeld von 18 m und eine Detektionsreichweite von 1200 m. Manche Hersteller geben zusätzlich eine Identifikationsreichweite oder auch „Ansprechentfernung“ an (hier: 350 m) – damit ist die Distanz gemeint, bis zu der wir zumindest erkennen können, ob es sich z. B. um ein Reh oder ein Wildschwein handelt.

      8. Weitere Parameter

      • Akkulaufzeit: Ein entscheidender Faktor, besonders bei kalten Nächten. Viele Geräte halten zwischen 4 und 10 Stunden durch – wer länger draußen ist, braucht einen Plan-B.
      • USB-C-Ladefunktion: Moderne Geräte lassen sich über USB-C mit Powerbanks laden – ideal für Revierfahrzeuge oder längere Touren.
      • Wechselakkus: Wer keine Ladepause einlegen will, sollte auf ein System mit austauschbaren Akkus setzen – das bietet maximale Unabhängigkeit.
      • Staub- und Wasserdichtigkeit: Für die Jagd unerlässlich. Achte auf mindestens Schutzklasse IP66 – das bedeutet: staubdicht und gegen starkes Strahlwasser geschützt.
      • Entfernungsmesser: Einige Geräte bieten integrierte Laser-Entfernungsmesser. Besonders hilfreich bei der Beurteilung von Schussentfernungen bei Nacht. Das Schätzen von Entfernungen mit Wärmebildgeräten ist sehr schwierig.
      • Gewicht und Ergonomie: Was auf den ersten Blick nebensächlich erscheint, macht sich nach zwei Stunden Ansitz oder Pirsch deutlich bemerkbar. Geräte unter 500 g sind angenehmer zu führen. Insbesondere, wenn es sich um ein Vorsatzgerät handelt, können auch geringe Gewichte vorne an der Waffe einen großen Unterschied machen.
      • Menüführung & Bedienbarkeit: Große, gut fühlbare Tasten sind ein Vorteil bei Kälte oder mit Handschuhen. Eine intuitive Menüstruktur spart Nerven – besonders im Stressmoment vor dem Schuss.
      • Displayauflösung: Eine höhere Auflösung (z. B. 1024 × 768 oder 1920 × 1080 Pixel) ermöglicht eine detailliertere Darstellung.
      • Bildmodi: Unterschiedliche Farbpaletten (z. B. White Hot, Black Hot, Red Hot) können je nach Situation hilfreich sein.
      • Video- und Fotoaufnahme: Die Möglichkeit, Beobachtungen aufzuzeichnen, kann für die Nachbereitung nützlich sein.
      • Wi-Fi und App-Kompatibilität: Die Verbindung mit mobilen Geräten ermöglicht eine flexible Nutzung und einfache Datenübertragung.

        Abbildung: Besonders in Feldrevieren setzen heute viele Jäger Nachtsichttechnik ein, um die Schwarzwildbestände zu regulieren. Beim Einsatz von Technik ist Verantwortung gefragt, um eine weidgerechte Jagd buchstäblich nicht aus den Augen zu verlieren.