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Prüfungsvorbereitung: Bäume anhand ihrer Knospen erkennen

von | Mai 18, 2022 | Jagd- und Naturwissen, Jagdausbildung | 0 Kommentare

Lesezeit: 10 Minuten

In der Vegetationszeit machen es uns Laubbäume leicht. Wir können sie gut anhand ihrer Blätter unterscheiden. Im Herbst verlieren unsere Laubbäume allerdings ihre Blätter und wir somit ein Bestimmungsmerkmal. Im Winter, also in der blattlosen Zeit, helfen uns aber die Knospen bei der Artenbestimmung. Neben der Wuchsform des Baumes, der Farbe und Gestalt der Rinde und der Zweige, geben uns Knospen Hinweise zur Identität des Baumes.

Die Knospenbestimmung ist gar nicht so leicht, weil auch innerhalb einer Baumart die Knospen sehr unterschiedlich aussehen können. Wie die Knospe aussieht, kann vom Alter des Zweiges oder der Position der Knospe am Baum abhängen. Wir unterscheiden sogenannte Blatt- und Blütenknospen: also Knospen aus denen Blätter wachsen und Knospen aus denen Blüten wachsen. Aber keine Angst, du sollst kein/e Botaniker/in werden. Wir wollen dir bei den Laubbäumen aber einmal einen groben Überblick geben. Du musst keine Bergahorn-Knospe von einer Spitzahorn-Knospe unterscheiden können, aber mit ein paar kleinen Tipps, kannst du am Ende dieses Textes eine Ahorn-Knospe gut von einer Buchen- oder Linden-Knospe unterscheiden.

Für die Knospenbestimmung haben wir noch ein paar wichtige Begriffe für dich zusammengestellt:

Blattnarbe: Wenn die Blätter mehrjähriger Pflanzen abfallen, dann hinterlassen sie kleine Blattnarben. Die Blattnarbe ist der letzte sichtbare Rest der Schnittstelle zwischen Baum bzw. Strauch und Blatt. Blattnarben sind je nach Art individuell ausgeformt und können so zur Artenbestimmung herangezogen werden. Blattnarben siehst du meist als helle Stellen am Ast unterhalb der neu gebildeten Knospen. Wenn du ganz genau hinschaust, dann entdeckst du auf der Blattnarbe vielleicht noch die Überreste der sogenannten Leitbündel als kleine Punkte. Über diese Leitbündel erfolgt der Stofftransport zwischen Blatt und Strauch bzw. Baum.

Hier ist die Blattnarbe unter der Eschenknospe schön zu sehen. Die Leitbündel sind als kleine Punkte sichtbar.

Links: Die Blattnarbe unter einer Eschenknospe; rechts: die Blattnarbe unter einer Knospe der Rosskastanie. 

Gegenständig: einander auf gleicher Höhe gegenüberstehend. Gegenständige Knospen liegen sich am Zweig direkt gegenüber.

Wechselständig: in einem bestimmten Winkel stehen die Knospen gegeneinander versetzt.

Kreuzgegenständig: bei einer kreuzgegenständigen Anordnung der Knospen, liegen am Zweig Knospenpaare in einer bestimmten Ordnung gegenständig gegenüber. Von einem zum nächsten Knospenpaar verändert sich der Winkel um 90 °. Betrachten wir einen Zweig mit kreuzgegenständigen Knospen von oben, dann zeigt beim einem Knospenpaar eine Knospe nach links und eine nach rechts. Beim nächsten Knospenpaar weiter oben dann eine Knospe nach unten und eine nach oben. Das nächste Knospenpaar zeigt dann wieder nach links und rechts usw.

1) Gegenständige Knospen; 2) Wechselständige Knospen; 3) Kreuzgegenständige Knospen

1) Gegenständig                                                                                                2)Wechselständig                                                                      3) Kreuzgegenständig

„Buchen“

Rotbuche

Die Knospen der Rotbuche erkennst du leicht an ihrer schmalen, spitz zulaufenden Form. Sie ist rotbräunlich geschuppt und immer nur einzeln in der Zweigbeuge oder endständig vorhanden. Die Zweige der Buche sind sehr filigran und glatt.

Hainbuche

Die Knospen der Hainbuche sind gedrungener und nicht so spitz wie die der Rotbuche. Sie schmiegen sich mehr an den Zweig und sind meistens weniger rötlich.

Eichen

Stieleiche

Die Knospen der Stieleiche sind knubbelig und eiförmig. Am Ende eines Zweiges sitzen oft drei und mehr Knospen. Gut erkennbar ist eine Blattnarbe unterhalb der Knospe. An dieser Stelle war im vergangenen Jahr ein Blatt am Zweig angewachsen. Im Vergleich zur Buche sind die Zweige der Eiche kräftiger und wirken weniger filigran.

Traubeneiche

An der Traubeneiche finden wir Knospen, die groß sind, eiförmig sind und viele Knospenschuppen besitzen. An den Triebenden sitzen sie gehäuft. Sie sind orangebraun gefärbt und wie bei den anderen Eichen auch wechselständig angeordnet.

Roteiche

Die rötlichen Knospen der Roteiche sind wechselständig am Ast angeordnet. Am Zweigende sitzen sie gehäuft. Sie sind braun und laufen spitz zu und sind schwach eiförmig ausgeprägt.

Rosskastanie

Rosskastanie

Die Rosskastanie erkennst du an ihren großen endständigen Blütenknospen. In der Regel finden wir am Ende des Zweiges eine, manchmal aber auch zwei Knospen.  Zum Schutz sind die Knospen von einer Harzschicht überzogen, was sie klebrig glänzen lässt. Am Zweig befinden sich meist kleinere gegenständige Knospen. Die Zweige der Kastanie wirken grob und sind meistens nach oben gebogen. Wie auch die Blüten der Rosskastanie stehen auch schon die Knospen wie Kerzen auf einem Weihnachtsbaum nach oben.

Ahorne

Bergahorn

Die Zweige des Bergahorns sind glatt und grau. Am Ende des Zweiges sitzt eine olivgrüne Endknospe, die geschuppt ist. Am Rand sind diese Knospenschuppen bewimpert.

Spitzahorn

Der Spitzahorn hat hellbraune Zweige, die glänzen. Am Ende der Zweige sitzen rötliche Endknospen. Diese Endknospen sind nicht behaart und eiförmig.

Feldahorn

Die Zweige des Feldahorns sind braun und manchmal findet man sogenannte Korkleisten an ihnen, Am Ende der Zweige sitzen Endknospen, die eiförmig sind und rotbraun gefärbt sind.  An der Spitze dieser Knospen entdeckt man eine feine Behaarung.

Bäume mit gefiederten Blättern

Esche

Die Knospen der Esche sind leicht an ihrer charakteristischen schwarzen Farbe erkennbar. Die Blattnarbe unterhalb der Knospen ist stark ausgeprägt und tritt hervor. Die Blattnarbe, wir erinnern uns, ist die Verbindung zwischen Blatt und Baum. Da die gefierten Blätter der Esche einen dicken Stil haben, hinterlassen sie eine deutliche Blattnarbe am Zweig.

Eberesche

Die Knospen der Eberesche sind weiß-silbrig behaart und liegen eng am Zweig an. Eine Verwechslung mit den Knospen der gemeinen Esche ist daher ausgeschlossen.

Robinie

Auf den ersten Blick sind am Zweig der Robinie gar keine Knospen erkennbar. Aufgrund ihrer Dornen, solltest du die Robinie trotzdem problemlos erkennen können. Die neuen Blätter und Triebe sprießen im Frühjahr aus der hellen Blattnarbe zwischen zwei Stacheln und werden so vor Fressfeinden geschützt

Pappeln

Pappeln

Die Knospen der Pappel sind den Knospen der Rotbuche ähnlich. Sie sind länglich und spitz zulaufend. Allerdings schmiegen sich die Knospen der Pappel eng an ihren Zweig, wodurch es nicht zu Verwechslungen kommen sollte. Verwechslungsgefahr besteht jedoch mit den Knospen der Weide, die je nach Weidenart den Pappelknospen sehr ähnlich sind.

Tipp für die Jagdprüfung:

Wenn du dir in deiner Jagdprüfung nicht sicher sein solltest, ob es sich um einen Weiden- oder einen Pappelzweig handelt, sprich es ganz offen an. Damit punktest du beim Prüfer meistens mehr, als wenn du gar nichts sagst.

Birken

Birken

Die am häufigsten vorkommende Birke ist die gemeine Birke, die auch unter dem Namen Hänge-, Sand- oder Weißbirke bekannt ist. Ihre Zweige sind feingliedrig und am Ende sitzen charakteristische männlichen Blütenknospen; zwei bis drei schmale Würste, die du am Zweigende zu finden sind. Die Blattknospen am Zweig sind relativ klein und oft leicht zum Zweig hin gebogen.

Schwarzerle

Schwarzerle

Einen Erlenzweig erkennst du am sichersten an seinen verholzten Zapfen (Fruchtstand) aus dem Vorjahr. Wenn du genau hinsiehst kannst du auch schon die neuen Zapfen und den männlichen Fruchtstand des kommenden Jahres erkennen. Liegt dir ein Zweig ohne Fruchtstand vor, erkennst du die Knospen gut an ihrer leicht bananenförmigen Gestalt und ihrer violetten Farbe.

Linden

Linden

Lindenknospen sind rot oder gelblich gefärbt. Am Zweig stehen die knubbeligen, ovalrunden Knospen wechselständig ab. Am Zweigende befindet sich eine endständige Knospe.

Ulmen

Ulmen

Ulmenknospen können sehr unterschiedlich aussehen. Am charakteristischsten sind die Blütenknospen, die oval bis herzförmig und oft ziemlich zusammengedrückt aussehen. Die Blattknospen sind fein und gleichmäßig geschuppt.  

Zusammenfassung: Knospen der Laubbäume

Hier findest du noch einmal eine Zusammenfassung aller Knospen. Wir wünschen dir viel Spaß beim Bestimmen. Mehr Informationen zu den Laubbäumen findest du in unserem Kurs Waldbau.